Der Appell gegen die sture Anwendung der Dublin-Verordnung, den über 33‘000 Personen und 200 Organisationen unterzeichnet haben, wurde am Montag den 20. November 2017 dem Bundesrat übergeben. Seither haben wir uns mit den eidgenössischen Asylbehörden und den Exekutiven mehrerer Kantone getroffen. Einige Dublin-Rückführungen konnten vermieden werden. Wir halten Sie über die nächsten Aktionen auf dem Laufenden.

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Übergabe der Unterschriften: Video jetzt ansehen

Trägerorganisationen

Die Schweiz gehört zu den Ländern, die die Dublin-Verordnung extrem strikt anwenden. Dieser übertriebene Formalismus ist eine Gefahr für die psychische und physische Gesundheit der Betroffenen und sie führt zu einer Verletzung der Grundrechte und der Rechte der Kinder.

Im Namen des Dublin-Abkommens werden Familien getrennt, Kranke in ein Land abgeschoben, in dem ihre medizinische Versorgung nicht garantiert ist, Kinder mitten im Jahr aus ihrer Schulklasse gerissen, Mütter von Kleinkindern nach Italien ausgeschafft, während der Vater der Kinder in der Schweiz bleiben muss oder umgekehrt.

Das alles könnte vermieden werden, wenn die Schweiz Paragraph 17 der Einleitung zur Dublin-Verordnung III beherzigen würde, der besagt:

«Die Mitgliedstaaten sollten insbesondere aus humanitären Gründen oder in Härtefällen von den Zuständigkeitskriterien abweichen können, um Familienangehörige, Verwandte oder Personen jeder anderen verwandtschaftlichen Beziehung zusammenzuführen, und einen bei ihm oder einem anderen Mitgliedstaat gestellten Antrag auf internationalen Schutz zu prüfen, auch wenn sie für eine solche Prüfung nach den in dieser Verordnung festgelegten verbindlichen Zuständigkeitskriterien nicht zuständig sind.»

In solchen Fällen kann und müsste die Schweiz den Ermessensspielraum nutzen, den ihr Art. 17 Abs. 1 des Dublin-Reglements gewährt:

«Abweichend von Artikel 3 Absatz 1 kann jeder Mitgliedstaat beschliessen, einen bei ihm von einem Drittstaatsangehörigen oder Staatenlosen gestellten Antrag auf internationalen Schutz zu prüfen, auch wenn er nach den in dieser Verordnung festgelegten Kriterien nicht für die Prüfung zuständig ist.»

Die Berücksichtigung von Paragraph 17 der Einleitung zusammen mit Art. 17 Abs. 1 müsste die Schweiz veranlassen, die Asylgesuche von Personen zu prüfen, die nach den Dublin-Zuständigkeitskriterien an ein anderes Land überstellt werden könnten und die:

  • verantwortlich für Kleinkinder oder bereits eingeschulte Kinder sind,
  • medizinische Probleme haben, die eine regelmässige Betreuung erfordern,
  • Familienangehörige haben, die bereits in der Schweiz ihren Wohnsitz haben,
  • sich in anderen ausserordentlichen Umständen befinden und zum Beispiel aus humanitären Gründen und/oder in Härtefällen Schutz brauchen.
Die unterzeichnenden Organisationen und Einzelpersonen verlangen
  • vom Bundesrat, dass er die Möglichkeiten von Art. 17 Abs. 1 der Dublin-Verordnung nutzt, um die Uno-Kinderrechtskonvention und die Grundrechte nicht zu verletzen;
  • von den kantonalen Behörden beim Vollzug von Dublin-Rückschaffungen das internationale Recht und insbesondere die Uno-Kinderrechtskonvention zu respektieren.

Die folgenden Persönlichkeiten sowie nationalen, kantonalen und kommunalen Organisationen unterstützen den Appell gegen die blinde Anwendung der Dublin-Verordnung

Persönlichkeiten:

Cesla Amarelle, Nationalrätin (SP/VD) / Sibel Arslan, Nationalrätin (Grüne/BS) / Jean-Philippe Assal, Professor Medizinische Fakultät UNIGE, Experte bei WHO und IKRK / Charles Beer, Ehemaliger Ständerat (SP/GE) / Didier Berberat, Ständerat (SP/NE) / Jacob Berger, Regisseur / Maria Bernasconi, Ehemalige Nationalrätin (SP/GE) / Paolo Bernasconi, Ehrenmitglied IKRK, Lugano / Anne Bisang, Regisseurin / Daniel Brélaz, Nationalrat (Grüne/VD) /  Christiane Brunner, Ehemalige Ständerätin (PS/GE), ehemalige Präsidentin der Schweizerischen Sozialistischen Partei / Pierre Buehler, Honorarprofessor für Theologie UNINE / Michel Bühler, Sänger / Christine Bulliard-Marbach, Nationalrätin (CVP/FR) / Claude Calame, Professor UNIL (VD) /
Marie-Claire Caloz-Tschopp, Professor UNIL, Cercle international de Philosophie (VD) /
Myriam Caranzano-Maitre, Direktorin der ASPI Stiftung (Hilfe, Unterstützung und Kinderschutz), Lugano / Franco Cavalli, Onkologenarzt, ehemaliger Nationalrat (SP/TI) / Mélanie Chappuis, Schriftstellerin und Journalistin / Patrick Chappatte, Karikaturist / Raphaël Comte, Ständerat (FDP/NE) / Robert Cramer, Ständerat (Grüne/GE) / Denis De la Reussille, Nationalrat (PdA/NE) / Daniel de Roulet, Schriftsteller / Ruth Dreifuss, ehemalige Bundespräsidentin / Sylvie Dugeay, Präsidentin von Terre des Hommes Schweiz / Laurence Fehlmann Rielle , Nationalrätin (SP/GE) / François Ferrero, Psychiater und Psychotherapeut FMH, Honorarprofessor UNIGE / Heike Fiedler, Autorin und Künstlerin / Yves Flückiger, Professor UNIGE / Pierre-Alain Fridez, Arzt und Nationalrat (SP/JU) / François Garaï, Rabbiner / Balthasar Glättli, Nationalrat (Grüne/ZH) / Jean-Paul Gschwind, Nationalrat (CVP/JU) / Christine Häsler, Nationalrätin (Grüne/BE) / Claude Hêche, Ständerat (SP/JU) / Rita Hofstetter, Professor für Bildungsgeschichte UNIGE / Samia Hurst, Professor für medizinische Ethik UNIGE / Philip Jaffé, Direktor des interfakultären Zentrums für die Rechte des Kindes UNIGE / Beat Jans, Nationalrat (SP/BS) / Alexandre Jollien, Schriftsteller und Philosoph / Jean Kellerhals, Honorarprofessor UNIGE / Georg Kreis, ehemaliger Präsident der Eidgenössischen Kommission gegen Rassismus / Guy Krneta, Schriftsteller / Ueli Leuenberger, Ehemaliger Nationalrat (Grüne/GE) / Christian Levrat, Ständerat (SP/FR) / Ueli Maeder, emeritierter Professor für Soziologie / Anne Mahrer, Ehemalige Nationalrätin (Grüne/GE) / Jacques-André Maire, Nationalrat (SP/NE) / Ada Marra, Nationalrätin (SP/VD) / Dick Marty, ehemaliger Ständerat (FDP/TI) / Liliane Maury Pasquier, Ständerätin (SP/GE) / Lisa Mazzone, Nationalrätin (Grüne/GE) / Fernand Melgar, Regisseur / Anne-Catherine Ménétrey, Ehemalige Nationalrätin (Grüne/VD) / Mattea Meyer, Nationalrätin (SP/ZH) / Pierre Morath, Fimregisseurin und et Leichtathletik-Trainer / Laurent Moutinot, Ehemaliger Ständerat (SP/GE) / Philippe Nantermod, Nationalrat (FDP/VS) / Payot David, Stadtrat der Stadt Lausanne (POP) / Christiane Perregaux, Honorarprofessor UNIGE / Jean-Yves Pidoux, Stadtrat in Lausanne (Grüne/VD) / Jean-Luc Pitett, Generalsekretär von Terre des Hommes Schweiz / Didier Pittet, Professor et und Chefarzt des Abteilung für Infektionsprävention und -kontrolle (HUG) / Jean-Philippe Rapp, Journalist / Luc Recordon, Ehemaliger Ständerat (Grüne/VD)/ Mathias Reynard, Nationalrat (SP/VS) / Rebecca Ruiz, Nationalrätin (SP/VD) / Regula Rytz, Nationalrätin und Präsidentin der Grünen Partei Schweiz / Robert Sandoz, Regisseur / Géraldine Savary, Ständerätin (SP/VD) / Silvia Schenker, Nationalrätin (SP/BS) / Barbara Schmid-Federer, Nationalrätin (CPV/ZH) / Jean Christophe Schwaab, Nationalrat (SP/VD) / Anne Seydoux-Christe, Ständerätin (CVP/JU) / Ola Söderström, Professor Universität Neuenburg / Carlo Sommaruga, Nationalrat (SP/GE) / Cornelio Sommaruga, ehemaliger Präsident IKRK / Jean-François Steiert Nationalrat (SP/FR) / Luka Takoa, Philosoph / Adèle Thorens Goumaz, Nationalrätin (Grüne/VD) / Manuel Tornare, Nationalrat (SP/GE) / Oscar Tosato, Stadtrat Lausanne und Grossrat Kt. Waadt (SP/VD) / Pierre-François Unger, Ehemaliger Ständerat (CVP/GE) / Nicolas Wadimoff, Regisseur / Cédric Wermuth, Nationalrat (SP/AG) / Zep (Philippe Chappuis), Karikaturist / Jean Zermatten, ehemaliger Präsident des Komittees über die Rechte des Kindes der Uno / Jean Ziegler, UNO-Menschenrechtsrat.

Organisationen
National
  • ACAT Schweiz – Aktion der Christen für die Abschaffung der Folter
  • Allianz für die Rechte von unbegleiteten Minderjährigen in der Schweiz
  • Caritas Schweiz
  • Christlicher Friedensdienst cfd
  • Dachverband Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH)
  • Dachverband Offene Kinder- und Jugendarbeit Schweiz (DOJ)
  • Eritreischer Medienbund
  • Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration (FIZ)
  • femmesTische
  • Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV)
  • Grüne Partei Schweiz
  • Gruppe für eine Schweiz ohne Armee (GSoA)
  • Hilfswerk der Evangelischen Kirchen (HEKS)
  • humanrights.ch
  • INTEGRAS – Fachverband Sozial- und Sonderpädagogik
  • JUSO Schweiz
  • Kinderschutz Schweiz
  • Marche Mondiale des Femmes Schweiz
  • Médecins du monde
  • National Coalition Building Institute (NCBI) Schweiz
  • Partei der Arbeit PdA
  • Peace Brigades International Schweiz
  • Peace Watch Switzerland
  • Pink Cross
  • Plattform „Zivilgesellschaft in Asyl-Bundeszentren“ ZiAB
  • Pro Juventute
  • Schweizerisches Arbeiterhilfswerk SAH
  • Schweizerische Beobachtungsstelle für Asyl- und Ausländerrecht
  • Schweizerische Gesellschaft für Pädiatrie (SGP)
  • Schweizerische Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie (SGKJP)
  • Schweizerische Gesellschaft für Kinderchirurgie (SGKC)
  • Schweizerischer Verband für Frauenrechte (SVF)
  • SP Schweiz
  • Syndicat des enseignants romands (SER)
  • Terre des Femmes Schweiz
  • Terre des Hommes Schweiz
  • Verein grundrechte.ch
  • Watch the Med Alarmphone
  • youngCaritas

Regional / Kantonal
  • Afghanischer Kulturverein in der Schweiz (ZH)
  • Aktion Zunder St. Gallen
  • Alliance pour les droits des enfants migrants (ADEM)
  • Anlaufstelle für Sans-Papiers Basel
  • Arbeitsgruppe für Asylsuchende Thurgau (AGATHU)
  • Arcade sages-femmes (GE)
  • Association Appartenance
  • Association COTMEC (GE)
  • Association d’aide médicale à l’Amérique Centrale (AMCA)
  • Association des bénévoles pour les requérants d’asile de la région Lavaux.
  • Association Développement des Énergies renouvelables/solaires au Sahara occidental (ADER/S)
  • Association Genevoise pour l’Alimentation Infantile (IBFAN-GIFA)
  • Association Papillon (NE)
  • Association pour la Promotion des Droits Humains (APDH GE)
  • Association RECIF
  • Association SOS-Asile
  • Association suisse des travailleurs sociaux GE (AvenirSocial)
  • AsyLex Legal Advisory
  • Augenauf Basel
  • Augenauf Zürich
  • Aumônerie Genevoise Œcuménique auprès des Requérants d’Asile et des réfugiés (AGORA)
  • Autonome Schule Biel
  • Autonome Schule Zürich
  • Baptisés En Dialogue (GE)
  • Bel Horizon (NE)
  • Berner Beratungsstelle für Sans-Papiers
  • Bündner Beratungstelle für Asylsuchende
  • Caritas Genève
  • Caritas Neuchâtel
  • Centrale Sanitaire Suisse Romande (CSSR)
  • Centre de Contact Suisse Immigrés (CCSI) (GE)
  • Centre Social Protestant Genève
  • Centre Social Protestant Vaud
  • Centre Suisse de défense des Droits des Migrants (CSDM) (GE)
  • Chrétiens de gauche romands – CGR
  • Collectif Jean Dutoit
  • Commission protestante romande Suisses-immigrés
  • Conseil cantonal de pastorale oecuménique auprès des personnes réfugiées (VD)
  • Coordination Asile Migration Vaud
  • Coordination asile-Ge
  • CSP Neuchâtel
  • Demokratische Juristinnen und Juristen Zürich (DJZ)
  • Église Catholique dans le Canton de Vaud
  • Église catholique-chrétienne (GE)
  • Église catholique chrétienne neuchâteloise
  • Église catholique romaine dans le canton de Neuchâtel
  • Église Évangélique Réformée du canton de Vaud (EERV)
  • Église réformée évangélique du canton de Neuchâtel (EREN)
  • ELISA Asile (GE)
  • Entraide Protestante Suisse (EPER), bureau genevois
  • Entraide Protestante Suisse (EPER), secrétariat romand
  • Exodus dignity
  • Fédération des associations des maitres du cycle d’orientation (FAMCO) (GE)
  • Fédération syndicale SUD
  • Festival du Film et Forum International sur les Droits Humains (FIFDH) (GE)
  • F-Information (GE)
  • Fondation De l’individuel au collectif (DIAC) (GE)
  • Freiplatzaktion Basel
  • Freiplatzaktion Zürich
  • Groupe Accueil Migrants Vallée de Joux
  • Groupe romand d’éducation nouvelle
  • HappyKid, site internet pour le bonheur des enfants (GE)
  • Humanistische Atheisten
  • Humansnation
  • Informationsstelle für Ausländerinnen- und Ausländerfragen isa (BE)
  • Initiative Migration des Graduate Institute Students (GE)
  • Junge Alternative Zug

  • Juristes progressistes (GE)
  • La Roseraie, Centre d’accueil personnes migrantes (GE)
  • L’Ami du peuple
  • Les Verts Genève
  • Les Verts Neuchâtel
  • Ligue Suisse des Droits de l’Homme (LSDH) (GE)
  • Luzerner Asylnetz
  • Maison populaire de Genève
  • Mouvement Jurassien de Soutien aux Sans-Papiers et migrants
  • Observatoire de l’aide sociale et de l’insertion (OASI) (GE)
  • Open Eyes Balkanroute (BE)
  • Paroisse réformée de Delémont
  • Parti démocrate-chrétien GE
  • Parti socialiste du Valais romand
  • Parti socialiste genevois
  • Parti socialiste neuchâtelois
  • Parti Ouvrier et Populaire Neuchâtelois (POP)
  • Rainbow International
  • Reformierte Kirchen Bern-Jura-Solothurn
  • Reliance, Tutorat auprès de jeunes migrants (GE)
  • Sans-Papiers Anlaufstelle Zürich (SPAZ)
  • Scribes pour l’Asile (GE)
  • SIT (GE)
  • Société Pédagogique Genevoise (SPG)
  • Solidaritätsnetz Bern
  • Solidaritätsnetz Ostschweiz
  • Solinetz Basel
  • Solinetz Zürich
  • Solidarité Femmes (NE)
  • solidaritéS Genève
  • solidaritéS Neuchâtel
  • solidaritéS Vaud
  • SSP (GE)
  • Stop Exclusion (GE)
  • StrickWärme – hilft Menschen auf der Flucht
  • SUD étudiant-e-s et précaires
  • Syndicat des Services publics Vaud
  • Théâtre Spirale (GE)
  • UNIA GE
  • Verein Miteinander Valzeina
  • Verein Netzwerk Asyl Aargau
  • Vivre Ensemble, Informations- und Dokumentationsstelle über Asylfragen (Westschweiz)
  • Wegeleben

Kommunal
  • 3ChêneAccueil (GE)
  • ARAVOH – Association auprès des requérants d’asile à Vallorbe, œcuménique et humanitaire
  • AMCA, Associazione per l’aiuto medico al Centro America (AMCA) (TI)
  • Association Alternative Etudiante Durable (AED NE)
  • Association Ekir (NE)
  • Association ELA Yi (NE)
  • Association Lieu Autogéré Multiculturel d’Accueil et de Rencontres (LAMAR NE)
  • Ass. Parents d’élèves de la Jonction (GE)
  • Ass. Parents d’élèves des Pâquis (GE)
  • Ass. Parents d’élèves de Satigny (GE)
  • Ass. Parents d’élèves du Centre-Ville (GE)
  • Carouge Accueille (GE)
  • Comité Ass. Parents d’élèves Ecole des Grottes (GE)
  • Comité Ass. Parents d’élèves Ecole des Pervenches et de Montfalcon (GE)
  • Comité Ass. Parents Elèves Ecole des Cropettes (GE)
  • Commission Accueil (Dardagny) (GE)
  • Communauté chrétienne de base de Meyrin (GE)
  • Communauté de base du Pont d’Arve (GE)
  • Conseil Administratif de la Commune de Confignon (GE)
  • Conseil Administratif de la Commune de Pregny-Chambésy (GE)
  • Conseil Administratif de la Ville de Carouge (GE)
  • Conseil Administratif de la Ville de Genève
  • Conseil Administratif de la Ville de Meyrin (GE)
  • Conseil Administratif de la Ville de Vernier (GE)
  • Conseil Administratif de la Ville de Versoix (GE)
  • Conseil Administratif de la Ville d’Onex (GE)
  • Conseil Administratif de la Ville du Grand-Saconnex (GE)
  • Droit de rester Lausanne
  • Espace Solidaire Pâquis (GE)
  • Exécutif de la Commune d’Avully (GE)
  • Exécutif de la Commune de Bardonnex (GE)
  • Exécutif de la Commune de Dardagny (GE)
  • Exécutif de la Commune de Meinier (GE)
  • Fanfare des Canards des Cropettes (GE)
  • Ferme de Cerniérvillers (JU)
  • Groupe Accueil Migrants au Mont
  • Groupe Accueil Migrants Epalinges
  • Groupe Accueil Réfugiés Undervelier Soulce (JU)
  • Groupe Asile et Migration Yverdon et régions
  • La fanfare du Château (GE)
  • Verein SyriAid (BE)
Für eine Schweiz, die die Rechte von Kindern und verletzlichen Flüchtlingen schützt

Anlässlich des internationalen Kinderrechtstages überreichen Amnesty International, die Schweizerische Flüchtlingshilfe, Solidarité sans frontières, Droit de rester Neuchâtel, Collectif R und Solidarité Tattes gemeinsam dem Bundesrat den nationalen Appell gegen die sture Anwendung der Dublin-Verordnung. Die Organisationen wollen die Schweiz insbesondere an ihre Schutzpflicht gegenüber Flüchtlingskindern und ihren Familien erinnern.

Fotogalerie von der Übergabe des Dublin-Appells.

Medizinische Fachleute, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern von Schülerinnen und Schülern, Persönlichkeiten aus dem künstlerischen, literarischen und akademischen Bereich, Parlamentarierinnen und Parlamentarier verschiedener Parteien sowie Organisationen, die sich für die Förderung von Kinder- und Menschenrechten einsetzen: Sie alle appellieren heute an die Bundesbehörden, die Asylgesuche von Personen zu behandeln, die über ein europäisches Land in die Schweiz gekommen sind, wenn dies aus humanitären Gründen oder in Härtefällen gerechtfertigt ist. 33’000 Personen und über 200 Organisationen haben den Dublin-Appell, der Ende April national lanciert wurde, unterzeichnet, darunter auch die drei Schweizer Kinder- und Jugendarztgesellschaften (SGP, SGKJPP und SGKC) und der Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz (LCH).

An einer Pressekonferenz in Bern haben Raphaël Comte (Ständerat PLR/FDP), Mattea Meyer (Nationalrätin SP), Franziska Peterhans (Zentralsekretärin LCH – Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer Schweiz) und Dr. Hélène Beutler (Ko-Vorsitzende der Schweizerischen Gesellschaft für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -Psychotherapie) für eine humanere Anwendung der Dublin-Verordnung plädiert.

Die Koalition hat zudem einen Brief an Frau Bundesrätin Simonetta Sommaruga und an alle kantonalen Behörden gerichtet, um diesen ein Treffen vorzuschlagen, an welchem die Forderungen aus dem Appell diskutiert werden.

Übergeordnetes Interesse des Kindes

Auf der Grundlage der Dublin-Verordnung werden Kinder mitten im Jahr aus ihren Klassen herausgerissen oder müssen eine medizinische oder psychologische Behandlung unterbrechen. Manchen von ihnen werden unter Verletzung des übergeordneten Kindesinteresses und der Uno-Kinderrechtskonvention von einem Elternteil getrennt.

Die Organisation Solidarité Tattes hat ein besonders brutales Beispiel einer Wegweisung dokumentiert. Um 4 Uhr früh dringt die Polizei in das Schlafzimmer von Frau B., Mutter eines sechs Monate alten Säuglings (dessen Vater in der Schweiz wohnt) und eines fünfjährigen Kindes ein. Das fünfjährige Kind, das im Kindergarten (Primarstufe) rasch französisch gelernt hat, muss seiner Mutter den Grund dieses Polizeibesuches übersetzen – eine für denselben Tag vorgesehene Dublin-Rückweisung nach Italien. Diese Rückweisung bedeutet insbesondere die Trennung des Säuglings von seinem Vater. Frau B. werden Handschellen angelegt und dementsprechend trägt ein Polizist den Säugling auf seinen Armen. Ein anderer hält das fünfjährige Kind an der Hand.

Solche Fälle brutaler Rückweisungen werden von NGOs regelmässig aufgedeckt. Berichte über die unwürdigen Aufnahmebedingungen in mehreren europäischen Staaten, in die die Flüchtlinge überstellt werden, sind öffentlich, und trotz alledem hinterfragt die Bundesverwaltung ihre Praxis nicht – die Dublin-Maschinerie läuft weiter auf Hochtouren.

Eine weniger strenge Anwendung

Die Dublin-Verordnung sieht eine Berücksichtigung der Verletzlichkeit von Menschen vor: «Aus humanitären Gründen oder in Härtefällen, und um Familienangehörige, Verwandte oder Personen jeder anderen verwandtschaftlichen Beziehung zusammenzuführen» kann die Schweiz die in Art. 17 Abs. 1 des Verfahrens vorgesehene Ermessensklausel zur Anwendung bringen und die gestellten Asylanträge prüfen.

Der Dublin-Appell fordert weder eine Gesetzesänderung noch eine Umwälzung der Asylpolitik, sondern lediglich eine Änderung der Praxis der Anwendung der Dublin-Verordnung durch die Behörden. Es ist ein Appell an den gesunden Menschenverstand – es geht um den besseren Schutz verletzlicher Personen, so wie er in der Verordnung vorgesehen ist.

Die Schweiz liegt bei Wegweisungen europaweit an der Spitze

Die Schweiz wendet die Dublin-Verordnung besonders streng an; sie liegt punkto Wegweisungen europaweit an der Spitze. Im Jahr 2016 hat die Schweiz 3750 Personen auf der Grundlage von Dublin zurückgewiesen und nur 469 Personen auf gleicher Grundlage aufgenommen. Auch wenn Deutschland und Schweden mehr Dublin-Rückstellungen aufweisen (3968 bzw. 5244 im Jahr 2016), so nehmen sie gleichzeitig eine grössere Zahl an Menschen auf (12’091 bzw. 3306). Im Jahr 2016 wurden mehr als ein Drittel aller in der Schweiz gestellten Asylgesuche mit einem «Dublin Nichteintretensentscheid» abgeschlossen. Dies, obwohl die Zahl der Asylgesuche deutlich zurückgeht (39’523 im 2015, 27’207 im 2016, 13’916 vom 01.01 bis 30.09.2017).

Die Schweiz hat im Dezember 2008 begonnen, das europäische Abkommen von Dublin umzusetzen. Die Dublin-Verordnung regelt anhand verschiedener Kriterien (Bereits anwesende Angehörige in einem europäischen Land, vorhandenes Visum, Ersteinreiseland, …), welcher Staat für die Behandlung eines Asylgesuchs zuständig ist. Gestützt auf diese Verordnung können die Schweizer Asylbehörden die Gesuchstellenden an den europäischen Vertragsstaat überstellen, der nach den Dublin-Kriterien für das Asylverfahren zuständig ist und, nach dem Schweizer Asylgesetz Asylgesuche mit einem so genannten Nichteintretensentscheid (in der Folge Dublin-Entscheide) beantworten. Die Schweiz gehört zu den Ländern, die am meisten Dublin-Entscheide trifft und am meisten Asylsuchende in andere Vertragsstaaten zurückweist. Seit 2009 waren jeweils ein Viertel bis ein Drittel aller Asylentscheide Dublin-Entscheide.

Die Schweiz weist weiterhin regelmässig alleinerziehende Frauen mit Kleinkindern, Behinderte oder Kranke aus und verletzt dabei oft die Uno-Konventionen über die Rechte der Kinder und von Menschen mit Behinderungen und das Recht auf ein Familienleben.

Gegenwärtig führt die Schweiz unter dem Dublin-Regime am meisten Personen nach Italien zurück, obschon dieses Land nicht allen verletzlichen Personen eine angemessene Unterbringung und den notwendigen Schutz garantieren kann.

Die Dublin-Verordnung umfasst jedoch ausdrücklich eine spezielle Klausel: Jeder Mitgliedstaat hat die Freiheit, ein eingereichtes Asylgesuch aus humanitären Gründen und in Härtefällen selber zu behandeln – auch dann, wenn nach Dublin-Kriterien ein anderes Land zuständig wäre.

Die Schweiz muss diesen humanitären Spielraum vermehrt nutzen und Asylgesuche, von Personen, die aus einem anderen europäischen Land in die Schweiz eingereist sind, selber behandeln, wenn:

  • es sich um Familien / Alleinerziehende mit Kleinkindern oder Kindern im Schulalter handelt,
  • medizinische Probleme eine regelmässige Behandlung erfordern,
  • die Betroffenen in der Schweiz wohnhafte Familienangehörige haben,
  • andere aussergewöhnliche Umstände und humanitäre Gründe vorliegen.

Es geht dabei nicht allein um die Menschenrechte von Flüchtlingen und um den Schutz besonders verletzlicher Personen, sondern auch um Solidarität mit Ländern wie Italien, die an den Aussengrenzen Europas liegen und aufgrund dessen mit viel mehr Asylgesuchen als die Schweiz konfroniert sind.

Falls Sie Fragen zum Appell haben oder sich mit uns für die nun nötigen Folgemassnahmen engagieren wollen, zögern Sie nicht, uns zu kontaktieren.